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Griechische Ärzte für Deutschland

02.12.2012

Doctors´ Day Athen 7.02.2013

Bereits der erste Doctors´Day, ein ganztägiges Recruitingevent für die Kontaktaufnahme mit griechischen Ärzten im Oktober 2012, hielt einige Überraschungen für uns bereit. Die erste Überraschung war, dass sich 146! hoch qualifizierte Kandidatinnen und Kandidaten für den Interviewtag angemeldet hatten. Wir waren überwältigt, als wir den CV-Katalog sichteten, der einige Kilo wog. Der Tag begann zunächst allerdings mit einigen kleinen Pannen organisatorischer Art. Einige der Kandidaten waren nicht zu ihren Interviews erschienen. Wie sich später herausstellte, lag es nicht an mangelndem Interesse, sondern daran, dass sie für diesen Tag bereits OP-Termine oder Schichtdienste im Krankenhaus zugesagt hatten.

Die Teilnehmer, die zuvor sehr viele Kandidaten über die zur Verfügung gestellte Datenbankliste eingeladen hatten, führten jedoch ein Interview nach dem anderen. Auch wenn es bei den Sprachkenntnisen noch etwas haperte, zeigten sich die anwesenden Ärzte, die z.T. über internationale Berusferfahrung verfügten, mehr als bereit, ihren Lebensmittelpunkt von Griechenland nach Deutschland zu verlegen. Die Situation vor Ort ist von großer Unsicherheit geprägt. Junge, gut ausgebildete Fachkräfte sehen hier auf lange Sicht keine Perspektiven für sich und ihre Familien.

Wen wundert es da, wenn sie ihre Chance wahrnehmen – zumal Europa mit einem sehr liberalen Residenz- und Arbeitsrecht keine Hürden in den Weg stellt. Dass auch hier hart gearbeitet wird und das deutsche Gesundheitswesen einem strengen Wettbewerb untersteht, ist den Bewerbern klar. Insgesamt schätzen sie aber die verlässlichen Strukturen, guten Karrierechancen und die Qualität der Versorgung in Deutschland.

Ein Arzt, der sich vor einer OP die Einmalhandschuhe in der Apotheke besorgen muss, und bereits Erfahrungen in den USA oder in Skandinavien gesammelt hat, ist sich der prekären Situation in Griechenland mehr als bewusst. Ganz persönlich haben wir die Ärzte, mit denen wir sprachen, als bescheiden, freundlich, höflich, hochmotiviert und – trotz der Schwierigkeiten – als humorvoll erlebt. Kollegen, die eine Bereicherung für jedes Team sind.

Bleibt nur das letzte und größte Hindernis: die Sprachbarriere. Da die meisten Griechen jedoch bereits in der Grundschule Englisch lernen und es gewohnt sind, sich im internationalen Sprachraum zu bewegen, werden sie auch die Sprache Goethes lernen können. Wenn Sie die dafür notwendige Zeit von ihrem zukünftigen deutschen Arbeitgeber eingeräumt bekommen, steht einem erfolgreichen Onboarding nicht mehr im Weg. 

 

 




geschrieben von Ulrike Röse-Maier